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Kollektiv VolkArt
Dazu meinen andere:
Berliner Zeitung, 5. Februar 2005
THEATER
Gefangen auf der Bühne
Sie sitzen im Gefängnis - wegen Raubes, Körperverletzung und Drogendelikten. Und sie spielen Theater. Dann putzen sie sich heraus, tragen glitzernde Kleider und hochhackige Schuhe. Am Sonntag werden sieben inhaftierte Frauen der Justizvollzugsanstalt Lichtenberg gemeinsam mit dem "Kollektiv Volkart" öffentlich auftreten, im Hau 1, (Hebbel-Theater), zum langen Wochenende des Freien Theaters. Ihr Stück heißt "Freiheit kommt von Frau". Das "Kollektiv Volkart" - ein Projekt von Schauspielern und Studenten der Theaterwissenschaften - hat es extra für inhaftierte Frauen produziert und in der Anstalt mit ihnen geprobt. Die Texte leben von Monologen und Dialogen, von Solo und Chorgesängen. Es geht um Alltag im Knast, um Sehnsüchte und Fantasien. "Hier präsentiert sich ein Ensemble: unperfekt, bis zur Atemlosigkeit aufgeregt, aber mit dem Willen, häufig zum allerersten Mal, die eigene Stimme auf der Bühne zu hören und in einer Öffentlichkeit wieder eine Rolle zu spielen", schrieb Thomas Lilge ins Programmheft. Von ihm stammen die meisten Texte.
Die Frauen sagen, sie spielen "wegen der Abwechslung", "um Spaß zu haben", "um sich auszuprobieren". Und mehrere Theater der Stadt unterstützen das Projekt. Die Haftanstalt auch. Durch das Theater könnten die Frauen neue Rollen für sich ausprobieren, hatte Anstaltsleiter Matthias Blümel zur Premiere gesagt. Die fand im Dezember im Gefängnis Lichtenberg statt - und endete mit Riesen-Applaus. SABINE DECKWERTH
"Freiheit kommt von Frau": Sonntag, 18 Uhr, Hau 1, Stresemannstraße 29. Eintritt: 15 Euro (gilt als Tageskarte für alle Aufführungen ab 16 Uhr).
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